Abschied vom Haus Heinrichstraße 40
Während der Renovierung traten wohl einige Finanzprobleme zutage und die Handwerker verlie- ßen fluchtartig die ungesicherte, offene Baustelle. Zuerst kamen die Tauben, dann fanden Regen und Schnee den Weg in das offene Dachgeschoss. Irgenwann war die Geschossdecke im hin- teren Bereich des Hauses durchgeweicht, stürzte ein und riss die darunterliegenden Böden und Decken mit in die Tiefe. Nachdem die Immobile immer weiter verfiel, schaltete die Stadt Bremer- haven einen externen Moderator zur Vermittlung mit dem damaligen Eigentümer ein, und konnte das Gebäude schließlich erwerben.
Rund 10 Jahre stand das Haus mit der Nummer 40 in der Heinrichstraße leer und drohte zu verfallen. Etwa 5 Jahren zuvor war es auf einer Zwangsversteigerung erworben worden und Anwohner und Passanten konnten beobachten, dass mit der Sanierung des Gebäudes begonnen wurde. Nach außen hin wurde das durch die neuen Isolierglas- fenster mit den weißen Kunststoffrahmen oder durch die Ausbesserungen mit Kalk- sandsteinen im Ziegelmauerwerk der Grün- derzeit-Fassade deutlich. Die Sanierung endete jedoch als großer Fehlschlag.
Abriss des Hauses Heinrichstraße 40 (Ende 2009 /Anfang 2010)
Von diesem Zeitpunkt an wurden die Befürchtungen schnell zur Gewissheit: Das Haus war nicht mehr zu retten. Es musste abgerissen werden.
Am 15. April 2010 nahmen Nachbarn des ehemaligen Hauses Heinrichstraße 40, Anwohner aus dem Viertel sowie Politiker und Mitarbeiter der Stadt mit einer Straßenparty Abschied von dem alten Haus, das viele Jahrzehnte lang mitten im gründerzeitlich geprägten Quartier im Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe gestanden hatte.
Abschiedsfeier
Dafür, dass der erste Abriss einer verwahrlosten Immobilie im Quartier damals überhaupt möglich wurde, hat die Stadt laut Herrn Holm (CDU, ehemaliger Baustadtrat) große Anstrengungen unternehmen müssen. Grundlage ist ein eigens dafür geschaffenes Ortsgesetz. "Aufkaufen und Abreißen" wird aber hoffentlich keine Dauerlösung für diese Art von Problemen sein. Letztlich wird es darauf ankommen müssen, gesetzliche Regelungen zu schaffen, mit deren Hilfe vermieden werden kann, dass es gar nicht erst zu irreperablen Schäden an der Bausubstanz der betroffenen Gebäude kommen kann. Im Laufe des Sommers wurde damit begonnen, die nun freistehenden Seitenwände der Nachbarhäuser zu renovieren und zu dämmen. Das Grundstück, auf dem das abgerissene Haus stand, lag erst einmal brach.
Nachdem jetzt der An- und Abtransport für Baumaterial und Schutt sowie der Zugang für Maschi- nen über das leere Grundstück möglich wurde, konnten die alten Balkone abgerissen werden und durch ein neues Ständersystem mit größeren Balkonen ersetzt werden. Die neuen Balkone bieten beinahe doppelt so viel Platz wie die alten. Auch der Ausblick vom Balkon auf die Fassaden der Häuser an der Heinrichstraße ist bedeutend erfreulicher, als der vorherige Blick auf die herunter- gekommene Rückseite des ehemaligen verwahrlosten Hauses in der Heinrichstraße. Abrisslücken, besonders solche in einer geschlossenen gründerzeitlichen Blockrandbebauung, sind immer Zeugen trauriger Notlösungen. Verfallene Häuser sind hässliche Wunden im Stadtbild. Damit Abrisslücken jedoch nicht als ebenso hässliche Narben zurückbleiben, geht es anschließ- end darum, sie aktiv und kreativ zu nutzen. Ein einfallsloser hässlicher Bretterzaun wäre eher ein Beispiel dafür, wie man es tunlichst nicht machen sollte. Bei den Arbeitstreffen der ESG-Lehe ist deshalb schon intensiv über die Nutzung von Baulücken nachgedacht worden. Eine der dabei fa- vorisierten Ideen für die entstandene Lücke in der Heinrichstraße war die Anlage eines Schulgar- tens. Dieser Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden und wurde später durch die Astrid-Lindgren- Schule realisiert.
Aber der Abriss des Hauses hatte schon bald einen positiven Nebeneffekt zur Folge gehabt. Die Eigentümer eines Hauses in der Uhlandstraße, das mit seiner Rückseite an den gleichen In- nenhof grenzt, wie das ehemal- ige Haus Heinrichstraße 40, ha- ben die Gelegenheit genutzt, um ihre Balkone zu erneuern. Vorher war es nur möglich gewesen, die maroden Balkone notdürftig mit einer Stahlkonstruktion abzufangen.
Schulgarten der Astrid-Lindgren-Schule (ALS)
Wenn Fremde durch die Straßen des Quartiers gehen, und die vielfältigen, verzierten Gründer- zeitfassaden betrachten, werden sie dabei nicht unbedingt an grüne Oasen denken: In den Innen- höfen des Gründerzeitviertels gibt es aber viele davon. Das ist beim Blick durch die Abrisslücke jetzt auch in der Heinrichstraße sehr schön zu sehen.
Eigentümerstandortgemeinschaft Lehe e.V. ‒ Verein Wohnungsvermarktungsnetzwerk
E-Mail: info@esglehe.de
Abschied vom Haus Heinrichstraße 40
Rund 10 Jahre stand das Haus mit der Nummer 40 in der Heinrichstra- ße leer und drohte zu verfallen. Etwa 5 Jahren zuvor war es auf einer Zwangsversteigerung erworben worden und Anwohner und Passanten konnten beobachten, dass mit der Sanierung des Gebäudes begonnen wurde. Nach außen hin wurde das durch die neuen Isolierglasfenster mit den weißen Kunststoffrahmen oder durch die Ausbesserungen mit Kalksandsteinen im Ziegelmauer- werk der Gründerzeit-Fassade deutlich. Die Sanierung endete jedoch als großer Fehlschlag. Während der Renovierung traten wohl einige Finanzprobleme zutage und die Handwerker verließen fluchtartig die ungesicherte, offene Bau- stelle. Zuerst kamen die Tauben, dann fanden Regen und Schnee den Weg in das offene Dachgeschoss. Irgendwann war die Geschossdecke im hinteren Bereich des Hauses durchgeweicht, stürzte ein und riss die darunterliegenden Böden und Decken mit in die Tiefe. Nachdem die Immobile immer weiter verfiel, schaltete die Stadt Bremerhaven einen externen Moderator zur Vermittlung mit dem damaligen Eigentümer ein, und konnte das Gebäude schließlich erwerben.
Abriss des Hauses Heinrichstraße 40 (Ende 2009 /Anfang 2010)
Von diesem Zeitpunkt an wurden die Befürchtungen schnell zur Gewiss- heit: Das Haus war nicht mehr zu retten. Es musste abgerissen werden.
Abschiedsfeier
Am 15. April 2010 nahmen Nachbarn des ehemaligen Hauses Heinrich- straße 40, Anwohner aus dem Viertel sowie Politiker und Mitarbeiter der Stadt mit einer Straßenparty Abschied von dem alten Haus, das viele Jahrzehnte lang mitten im gründerzeitlich geprägten Quartier im Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe gestanden hatte.
Dafür, dass der erste Abriss einer verwahrlosten Immobilie im Quartier damals überhaupt möglich wurde, hat die Stadt laut Herrn Holm (CDU, ehemaliger Baustadtrat) große Anstrengungen unternehmen müssen. Grundlage ist ein eigens dafür geschaffenes Ortsgesetz. "Aufkaufen und Abreißen" wird aber hoffentlich keine Dauerlösung für diese Art von Problemen sein. Letztlich wird es darauf ankommen müssen, gesetzliche Regelungen zu schaffen, mit deren Hilfe vermieden werden kann, dass es gar nicht erst zu irreperablen Schäden an der Bausubstanz der betroffenen Gebäude kommen kann. Im Laufe des Sommers wurde damit begonnen, die nun freistehenden Seitenwände der Nachbarhäuser zu renovieren und zu dämmen. Das Grundstück, auf dem das abgerissene Haus stand, lag erst einmal brach.
Aber der Abriss des Hauses hatte schon bald einen positiven Nebenef- fekt zur Folge gehabt. Die Eigentümer eines Hauses in der Uhlandstra- ße, das mit seiner Rückseite an den gleichen Innenhof grenzt, wie das ehemalige Haus Heinrichstraße 40, haben die Gelegenheit genutzt, um ihre Balkone zu erneuern. Vorher war es nur möglich gewesen, die ma- roden Balkone notdürftig mit einer Stahlkonstruktion abzufangen. Nachdem jetzt der An- und Abtransport für Baumaterial und Schutt so- wie der Zugang für Maschinen über das leere Grundstück möglich wur- de, konnten die alten Balkone abgerissen werden und durch ein neues Ständersystem mit größeren Balkonen ersetzt werden. Die neuen Balko- ne bieten beinahe doppelt so viel Platz wie die alten. Auch der Ausblick vom Balkon auf die Fassaden der Häuser an der Heinrichstraße ist be- deutend erfreulicher, als der vorherige Blick auf die heruntergekommene Rückseite des ehemaligen verwahrlosten Hauses in der Heinrichstraße. Abrisslücken, besonders solche in einer geschlossenen gründerzeitlich- en Blockrandbebauung, sind immer Zeugen trauriger Notlösungen. Ver- fallene Häuser sind hässliche Wunden im Stadtbild. Damit Abrisslücken jedoch nicht als ebenso hässliche Narben zurückbleiben, geht es an- schließend darum, sie aktiv und kreativ zu nutzen. Ein einfallsloser häs- slicher Bretterzaun wäre eher ein Beispiel dafür, wie man es tunlichst nicht machen sollte. Bei den Arbeitstreffen der ESG-Lehe ist deshalb schon intensiv über die Nutzung von Baulücken nachgedacht worden. Eine der dabei favorisierten Ideen für die entstandene Lücke in der Heinrichstraße war die Anlage eines Schulgartens. Dieser Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden und wurde später durch die Astrid-Lindgren- Schule realisiert.
Schulgarten der Astrid-Lindgren-Schule (ALS)
Wenn Fremde durch die Straßen des Quartiers gehen, und die vielfälti- gen, verzierten Gründerzeitfassaden betrachten, werden sie dabei nicht unbedingt an grüne Oasen denken: In den Innenhöfen des Gründerzeit- viertels gibt es aber viele davon. Das ist beim Blick durch die Abrisslüc- ke jetzt auch in der Heinrichstraße sehr schön zu sehen.
E-Mail: info@esglehe.de
Abschied von einem alten Haus
Rund 10 Jahre stand das Haus mit der Nummer 40 in der Heinrichstraße leer und drohte zu verfallen. Etwa 5 Jahren zuvor war es auf einer Zwangsversteigerung erworben worden und Anwohner und Passanten konnten beobachten, dass mit der Sanierung des Gebäudes begonnen wurde. Nach außen hin wurde das durch die neuen Isolier- glasfenster mit den weißen Kunststoff- rahmen oder durch die Ausbesserungen mit Kalk-sandsteinen im Ziegelmauer- werk der Gründerzeit-Fassade deutlich. Die Sanierung endete jedoch als großer Fehlschlag. Während der Renovierung wurden wohl einige Finanzprobleme klar und die Handwerker verließen fluchtartig die un- gesicherte, offene Baustelle. Zuerst ka- men die Tauben, dann fanden Regen und Schnee den Weg in das offene Dachge- schoss. Irgendwann war die Geschoss- decke im hinteren Bereich des Hauses durchgeweicht, stürzte ein und riss die darunterliegenden Böden und Decken mit in die Tiefe. Nachdem die Immobile immer weiter verfiel, schaltete die Stadt Bremerhaven einen externen Moderator zur Vermittlung mit dem damaligen Ei- gentümer ein, und konnte das Gebäude schließlich erwerben.
Abriss des Hauses Heinrichstraße 40 (Ende 2009 /Anfang 2010)
Von diesem Zeitpunkt an wurden die Befürchtungen schnell zur Gewissheit: Das Haus war nicht mehr zu retten. Es musste abgerissen werden.
Abschiedsfeier
Am 15. April 2010 nahmen Nachbarn des ehemaligen Hauses Heinrichstraße 40, Anwohner aus dem Viertel sowie Politiker und Mitarbeiter der Stadt mit einer Stra- ßenparty Abschied von dem alten Haus, das viele Jahrzehnte lang mitten im grün- derzeitlich geprägten Quartier im Süden des Bremerhavener Stadtteils Lehe ge- standen hatte.
Dafür, dass der erste Abriss einer verwahrlosten Immobilie im Quartier damals überhaupt möglich wurde, hat die Stadt laut Herrn Holm (CDU, ehemaliger Baustadtrat) große Anstrengungen unternehmen müssen. Grundlage ist ein eigens dafür geschaffenes Ortsgesetz. "Aufkaufen und Abreißen" wird aber hoffentlich keine Dauerlösung für diese Art von Problemen sein. Letztlich wird es darauf ankommen müssen, gesetzliche Regelungen zu schaffen, mit deren Hilfe vermieden werden kann, dass es gar nicht erst zu irreperablen Schäden an der Bausubstanz der betroffenen Gebäude kommen kann. Im Laufe des Sommers wurde damit begonnen, die nun freistehenden Seitenwände der Nachbarhäuser zu renovieren und zu dämmen. Das Grundstück, auf dem das abgerissene Haus stand, lag erst einmal brach.
Aber der Abriss des Hauses hatte schon bald einen positiven Nebeneffekt zur Fol- ge gehabt. Die Eigentümer eines Hauses in der Uhlandstraße, das mit seiner Rück- seite an den gleichen Innenhof grenzt, wie das ehemalige Haus Heinrichstraße 40, haben die Gelegenheit genutzt, um ihre Balkone zu erneuern. Vorher war es nur möglich gewesen, die maroden Bal- kone notdürftig mit einer Stahlkonstruk- tion abzufangen. Nachdem jetzt der An- und Abtransport für Baumaterial und Schutt sowie der Zugang für Maschinen über das leere Grundstück möglich wurde, konnten die alten Balkone abgerissen werden und durch ein neues Ständersystem mit größ- eren Balkonen ersetzt werden. Die neuen Balkone bieten beinahe doppelt so viel Platz wie die alten. Auch der Ausblick vom Balkon auf die Fassaden der Häuser an der Heinrichstraße ist bedeutend er- freulicher, als der vorherige Blick auf die heruntergekommene Rückseite des ehe- maligen verwahrlosten Hauses in der Heinrichstraße. Abrisslücken, besonders solche in einer geschlossenen gründerzeitlichen Block- randbebauung, sind immer Zeugen trau- riger Notlösungen. Verfallene Häuser sind hässliche Wunden im Stadtbild. Da- mit Abrisslücken jedoch nicht als ebenso hässliche Narben zurückbleiben, geht es anschließend darum, sie aktiv und kreativ zu nutzen. Ein einfallsloser hässlicher Bretterzaun wäre eher ein Beispiel dafür, wie man es tunlichst nicht machen sollte. Bei den Arbeitstreffen der ESG-Lehe ist deshalb schon intensiv über die Nutzung von Baulücken nachgedacht worden. Ei- ne der dabei favorisierten Ideen für die entstandene Lücke in der Heinrichstraße war die Anlage eines Schulgartens. Die- ser Vorschlag fiel auf fruchtbaren Boden und wurde später durch die Astrid-Lind- gren-Schule realisiert.
Schulgarten der Astrid-Lindgren-Schule (ALS)
Wenn Fremde durch die Straßen des Quartiers gehen, und die vielfältigen, ver- zierten Gründerzeitfassaden betrachten, werden sie dabei nicht unbedingt an grü- ne Oasen denken: In den Innenhöfen des Gründerzeitviertels gibt es aber viele da- von. Das ist beim Blick durch die Abriss- lücke jetzt auch in der Heinrichstraße sehr schön zu sehen.
ESG Lehe e.V. ‒ Verein
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